Flusskrebse der Schweiz
Nach aktuellem Wissensstand kommen in der Schweiz acht Flusskrebsarten in der freien Natur vor. Neben den vier einheimischen Flusskrebsarten, gibt es vier weitere, deren Anwesenheit gemäss Gesetz als unerwünschte Veränderung der Fauna gilt (VBGF, Anhang 3). Diese stellen für unsere heimischen Flusskrebse aufgrund Konkurrenz und im Falle der Amerikanischen Arten der Krebspestverschleppung ein Problem dar. Unsere einheimischen Bestände nehmen seit vielen Jahrzenten ab. Zahlreiche Populationen sind bereits verschwunden und vielerorts bewohnen einheimische Arten nur noch Oberläufe oder von der Einwanderung invasiver Flusskrebse isolierte Stillgewässer.
Einheimische Arten
Nicht einheimische Arten
Weitere zu erwartende Arten
In Europa ist die Anwesenheit von mindestens zwölf nicht-einheimischen Flusskrebsarten bekannt (Kouba et al., 2014). Entweder wurden die Tiere aus kulinarischen Gründen eingeführt oder von Aquarienhaltern ausgesetzt. Auf diesem Wege hat auch der Marmorkrebs (Procambarus virginalis) seinen Weg in die Gewässer gefunden (Wendt, 2010). Die Art ist ebenfalls Krebspestüberträger (Keller et al., 2014) und pflanzt sich parthenogenetisch fort. In Europa sind nur weibliche Tiere bekannt, die ohne Paarung Junge erzeugen können. Dies ermöglicht theoretisch die Gründung eines neuen Bestandes durch ein einziges Individuum (Scholz et al., 2003). Der Kalikokrebs (Faxonius immunis) ist eine weitere aus Amerika stammende Art, die sich entlang des Rheins ausbreitet (Gelmar et al., 2006). Wie alle aus Nordamerika stammenden Flusskrebse ist auch er Überträger der Krebspest (Schrimpf et al., 2013). Es muss damit gerechnet werden, dass in Zukunft weitere Krebsarten in unseren Gewässern auftauchen können.In der Schweiz ist die Haltung von nicht einheimischen Flusskrebsen per Gesetz verboten.
Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat zu diesem Thema ein Infoblatt herausgegeben:
- BAFU-2016_Einsatz-von-Suesswasserkrebsen-in-einem-Aquarium.pdf (0.02MB)
Gelmar C., Pätzold F., Grabow K. & Martens A. (2006). Der Kalikokrebs Orconectes immunis am nördlichen Oberrhein: ein neuer amerikanischer Flusskrebs breitet sich rasch in Mitteleuropa aus (Crustacea: Cambaridae). Lauterbornia 56: S.15–25.
Keller N.S., Pfeiffer M., Roessink I., Schulz R. & Schrimpf A. (2014). First evidence of crayfish plague agent in populations of the marbled crayfish (Procambarus fallax forma virginalis). Knowledge and Management of Aquatic Ecosystems, 414 (15): 8 S.
Kouba, A., Petrusek, A., and Kozák, P. (2014). Continental-wide distribution of crayfish species in Europe: Update and maps. Knowledge and Management of Aquatic Ecosystems, 413, 31 S.
Patoka J., Kalous L. & Kopecký O. (2014). Risk assessment of the crayfish pet trade based on data from the Czech Republic. Biological Invasions 16:S. 2489–2494.
Scholtz G., Braband A., Tolley L., Reimann A., Mittmann B., Lukhaup C., Steuerwald F. & Vogt G. (2003). Parthenogenesis in an outsider crayfish. Nature 421: S. 806.
Schrimpf A., Chucholl C., Schmidt T. & Schulz R. (2013). Crayfish plague agent detected in populations of the invasive North American crayfish Orconectes immunis (Hagen, 1870) in the Rhine River, Germany. Aquatic Invasions, 8: S. 103-109
Stucki P. & Zaugg B. (2011). Aktionsplan Flusskrebse Schweiz. Artenförderung von Edelkrebs, Dohlenkrebs und Steinkrebs. Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Vollzug Nr. 1104: 61 S.
Wendt W. (2010). Erstnachweis des invasiven Marmorkrebses, Procambarus fallax (Hagen, 1870) f. virginalis, für Sachsen-Anhalt. Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, 47: 54-60.